Beim Bezirkskongress Süden im Dezember 1979 wird bekannt, dass Lydie Schmit 1980 nicht mehr für ihr Amt als Parteipräsidentin kandidieren wird. Ihr Rückzug nach sechs strapaziösen Jahren, davon fünf während der sozialliberalen Koalition, erscheint durchaus nachvollziehbar, zudem sie nun auch Abgeordnete im Parlament geworden ist. Bei den Nationalwahlen 1979 ist Lydie Schmit auf Anhieb der Sprung ins Parlament gelungen. Die LSAP hat aber eine Wahlniederlage erlebt und ist aus der Regierung ausgeschieden, sie muss sich nun mit der Oppositionsrolle begnügen.

ls.art4Das Mandat als Abgeordnete entpuppt sich als vergiftetes Geschenk: Lydie Schmit fühlt sich unwohl in einem Parlament, dessen Funktionsweise ihr unzulänglich erscheint. Doch Lydie Schmit leidet auch daran, dass sie – anders als die Kolleginnen und Kollegen aus dem Privatsektor oder den freiberuflich Tätigen – ihre Berufstätigkeit als Gymnasiallehrerin aufgeben muss. Diese Regelung empfindet sie als Zwang, mit dem sie sich nicht abfinden kann.

Im Parlament hält sich Lydie Schmit mit öffentlichen Auftritten zurück: Den einzigen herausragenderen Einsatz stellt ihre Motion zu Cattenom im Rahmen einer Interpellation von Jean Gremling dar. Im Juli 1980, nach einem knappen Jahr parlamentarischer Tätigkeit, teilt Lydie Schmit einer bestürzten Parteileitung mit, dass sie ihr Mandat zur Verfügung stellt. Die sonst stets so loyale Lydie Schmit bringt nicht nur ihre Partei in Verlegenheit, die nun ohne weibliches Aushängeschild da steht, sie enttäuscht mit ihrer Entscheidung auch gerade jene, für die sie sich nun verstärkt einsetzen will: die Frauen, die Jugend, die Basis.