ls.art3Lydie Schmit wird durch ihren Beruf als Geschichts- und Sprachenlehrerin im Sekunderschulunterricht weiter politisch sensibilisiert. Es ist aber auch der Kontakt mit den Gewerkschaften während der Arbeit am „Beitrag“, der Lydie Schmits Weg zur LSAP ebnet.

Der Zeitpunkt ihres politischen Einstiegs fällt mit dem Höhepunkt der LSAP-Spaltung zusammen: Lydie Schmit ist zunächst in der Schifflinger Sektion aktiv, sie begnügt sich aber nicht mit der Kommunalpolitik. 1971 wird sie in die Kontrollkommission der Partei gewählt. In den „Femmes socialistes“ gehört sie zur „Gründungsgruppe“ von 1971, die nach der Spaltung „den ersten ernsthaften Versuch, eine eigene Frauenorganisation aufzubauen“, unternimmt.

Eine rasche Integration in die Strukturen der Partei, aber auch ein schneller Aufstieg zur Parteispitze zeichnen sich ab. Nachdem sie beim Frühjahrskongress 1973 bei den Wahlen zur Parteileitung als Zweite abschneidet, wird sie unter Parteipräsident Antoine Wehenkel gemeinsam mit Benny Berg und Robert Krieps zur Vizepräsidentin der Partei bestimmt.

Als die LSAP 1974 in die Regierung eintritt, werden ihre zwei männlichen Vizepräsidenten – Benny Berg und Robert Krieps – Minister, Parteipräsident Antoine Wehenkel zieht sich zurück, um Präsident der Abgeordnetenkammer zu werden. Zu keinem Zeitpunkt scheint die Rede davon zu gehen, dass die LSAP eine Frau in die Regierungsmannschaft entsenden könnte. Dafür aber macht Lydie Schmit das Rennen um den neu zu besetzenden Posten der Parteipräsidentschaft. Am 12.10.1974, also wenige Monate nach den Nationalwahlen vom 26.5.1974, wird sie Parteipräsidentin. 1975 wird Lydie Schmit zudem im ersten Anlauf in den Schifflinger Gemeinderat gewählt, ein Mandat, das sie bis zu ihrem Tod 1988 innehat.

Der Job als Parteipräsidentin verlangt viel Fingerspitzengefühl, um zwischen Regierung, Kammerfraktion und Partei zu vermitteln, andererseits ist aber auch persönliche Autorität erfordert, um den einzuschlagenden politischen Kurs zu bestimmen. Lydie geht diese Aufgaben mit Begeisterung an und scheint sie zur allgemeinen Zufriedenheit auszufüllen – dies während einer Zeit, in der die LSAP also Regierungspartei ist und unter der sozialliberalen Koalition mutige Gesellschaftsreformen durchsetzen will. Während Lydie Schmits Vermittlungstalent unumstritten ist, scheint sie mit Regierungsmitgliedern und einer Kammerfraktion konfrontiert zu sein, die ihre politischen Entscheidungen häufig genug ohne vorherige Diskussion mit der Parteibasis treffen. In den Dossiers, über die auf den Parteikongressen diskutiert wird, kommt es aber auch zu Konfrontationen zwischen den verschiedenen Standpunkten innerhalb der Partei – etwa zur Tripartite, zum Spitzeldienst oder zum geplanten Atommeiler in Remerschen. Daneben gibt es Konflikte mit Parteidissidenten oder internen Gruppierungen.