Lydie Cathérine Schmit wird am 31. Januar 1939 in der Escher „Maternité“ geboren,8 sie verbringt ihre Kindheit und Jugend in Schifflingen, einem Arbeiterstädtchen im Süden des Großherzogtums Luxemburg mit einer Bevölkerung von damals etwa 5000 Personen.9 Ihr Vater Jean Schmit ist zunächst Mechaniker, dann Chef-Mechaniker in der Betriebsgarage von ARBED-Schifflingen, vor allem aber „Chauffeur beim Direktor“. Ihre Mutter Joséphine Schortgen, die aus dem Dörfchen Hagen bei Steinfort stammt, ist Hausfrau.

Das Kriegskind sei „née dans un milieu ouvrier encore marqué par ses origines paysannes, éduquée dans une famille aux sentiments nettement antifascistes“, heißt es in einem von Lydie Schmit selbst verfassten Lebenslauf. Die Archive zeigen zunächst ein aufgewecktes, intelligentes, fleißiges, wissensdurstiges und selbstbewusstes Kind. ls.art2Lydie Schmit absolviert von 1945 bis 1952 problemlos die Primärschule in Schifflingen und von 1952 bis 1959 die Sekundarschule im „Lycée de Jeunes Filles“ in Esch-Alzette, wo sie die klassische Sektion belegt.

Lydie Schmit studiert zunächst in Dijon, schreibt sich dann aber 1962 an der Universität Heidelberg ein. Zeitgleich mit dem Beginn ihres Studiums in Deutschland verlobt sich die nun Dreiundzwanzigjährige in Luxemburg. Doch Lydie Schmit löst nur kurz vor der geplanten Heirat ihre Verlobung. Sie bricht ebenfalls ihre Studien ab. Mögen die Finanzierungsprobleme als Hauptursache für die Aufgabe des Studiums erscheinen, deutet die zeitliche Nähe zur Auflösung der Verlobung doch eine fundamentalere Infragestellung des eingeschlagenen Lebenswegs an: „Die Universitätsstudien,“ heißt es in einem frühen Artikel zur Person Lydie Schmit, „riefen bei dem Arbeiterkind eine intellektuelle Krise hervor. Uninformiert schlitterte sie in eine neue Welt hinein, die ihr Wege zeigte, die sie bis dahin in keiner Weise kannte. Der ständige finanzielle Druck belastete sie; sie wußte, daß ihre Eltern nur unter schweren Entbehrungen das Schulgeld abzweigen konnten für die Studien in Dijon und Heidelberg.“

Lydie Schmit arbeitet von 1963 bis 1965 als „Chargée de cours“ an den katholischen Privatschulen Fieldgen und Ste Sophie, um ihre Studien zu finanzieren. 1966 nimmt sie ihr Studium wieder auf, sie ist in Nancy und Heidelberg eingeschrieben. 1967 und 1968 legt sie Prüfungen ab und absolviert auch einen “stage pédagogique“. Am 25.9.1970 liefert Lydie Schmit auch ihre „Doktorarbeit“ ab, unter dem Titel „Beitrag zur geschichtlichen Entwicklung der Luxemburger Arbeitergewerkschaften von den Anfängen bis 1939“. Insgesamt bildet Lydie Schmits „Beitrag“ einen Meilenstein in der Luxemburger Sozialgeschichtsforschung, die bis dahin kaum entwickelt ist. Sie wird auch heute noch häufig zitiert, hat aber nie eine gedruckte Version erfahren. Die „Fondation Lydie Schmit“ bietet deshalb nun eine Internet-Version an.